, Am 01. September war Weltfriedenstag. Ein Tag, ursprünglich initiiert, um die Erinnerung an den Beginn des 2. Weltkrieges mit dem Überfall auf Polen 1939 durch die Nationalsozialisten wachzuhalten. Eine Erinnerung, die wichtig war und ist - auch und vor allem für einen breiten gesellschaftlichen Konsens von „Nie wieder Krieg“. Erinnerung ist ein gutes Stichwort dieser Tage. Am 27. August jährte sich der Pogrom von Rostock-Lichtenhagen zum 30. Mal. Am 5. September folgt der 50. Jahrestag der Geiselnahme und der Ermordung von 11 israelischen Athleten während der Olympischen Spiele in München. Wenn auch schwer vergleichbar, sind beide rassistisch motivierte Gewalttaten mit tragischen Folgen. Tragisch für die Betroffenen und deren Angehörige. Ihnen gilt unsere tiefe Anteilnahme. Tragisch für uns alle auf gesellschaftlicher Ebene: den Gewalttaten gemeinsam ist das vollständige Versagen der Sicherheitsorgane. Leben wurde nićht geschützt, sondern ausgeliefert. Gemeinsam sind auch die gescheiterte Aufklärung und der Kampf der Opfer für eine Entschuldigung oder Entschädigung – bis heute. Fatal sind die Signale, die davon ausgehen: es lohnt sich Gewalt auszuüben. Nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen wurde das Asylgesetz verschärft. Umgehend. Es gilt bis heute. Es macht auch nichts wegzuschauen, zu vertuschen, sich einer Aufarbeitung zu verweigern. Denn es passiert wenig bis nichts. Ein breiter gesellschaftlicher Konsens eines „Nie wieder“ sieht anders aus. Angesichts von mindestens 218 Todesopfern rechter Gewalt seit dem Wendejahr 1990 sowie 17 weiterer Verdachtsfälle, den jüngst bejubelten Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, der Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht, der Normalisierung extrem rechten Gedankenguts und Holocaust-Relativierungen, denen seitens des Bundeskanzlers bei einem öffentlichen Auftritt nicht widersprochen wird, scheint dieser Konsens brüchig, wenn es ihn denn überhaupt gibt oder jemals gab. Das alles macht mich wütend, aber es bestärkt mich auch immer wieder darin, für eine offene und gewaltfreie Gesellschaft zu kämpfen. Und ich weiß um viele andere engagierte Menschen in meinem beruflichen und privaten Umfeld. Auch das bestärkt mich. Denn es braucht jede einzelne Stimme, um eine friedliche Gesellschaft zu fordern. Jedes einzelne Gedenken, um die Erinnerung an Opfer rechter Gewalt wachzuhalten und jede einzelne Aktion, um ein Zeichen zu setzen für den Frieden und eine offene Gesellschaft. Danke, dass du Teil davon bist. Solidarische Grüße, Marilyn Lürtzing Projekt „Teilhabe für (H)alle“ |